Die EDULEARN22 ist eine der größten internationalen Konferenzen für Lehrende und Forschende der Bildungswissenschaften und Lerntechnologien. Neben Vorträgen, Postersessions und inspirierenden Keynotes ermöglichte es die Tagung, internationale Kontakte zu knüpfen. „In unserem Vortrag haben wir über zentrale Ergebnisse aus der Post-Evaluation berichtet. So konnten wir auch anderen Interessierten den Stellenwert von studentischen Einflüssen weitergeben und daraus abgeleiteten Qualitätsstandards“, berichtet Ann-Kathrin Mertineit aus der Chemie, die mit Bert Zulauf vom Zentrum für Informations- und Medientechnologie (ZIM) vor Ort war.
Bert Zulauf leitete die Session „MOOCs & Open Educational Resources“, zu der auch die Präsentation des Beitrags „Teaching software skills using a freely accessible learning space – an OER approach“ gehörte. Ann-Kathrin Mertineit erklärte in ihrem Vortrag, welche Fragen für gut gestaltete OER-Materialien relevant sind und welche Methodik eingesetzt wurde. Zudem stellte sie zentrale Erkenntnisse aus der Post-Evaluation vor, in der es vor allem um lernpsychologische Einflussfaktoren der erstellten Materialien sowie des Lernraums auf die Lernenden ging.
Warum beschäftigt sich das Projekt mit der kognitiven Belastung der Materialien und was sind Einflussfaktoren auf Lernende? „Lernmaterialien – mit welchem Medium diese auch produziert werden – müssen den Lernenden in seiner Verarbeitungskapazität unterstützen und an vorhandenes Wissen anknüpfen, damit Unter- wie Überforderungen vermieden werden“, sagt Ann-Kathrin Mertineit.
Didaktische Elemente in Tutorials und Übungen
Sie hat dazu zwei Fragebogenerhebungen durchgeführt, in denen auch didaktische Elemente, die in den Online-Tutorials eingesetzt werden, eine hilfreiche Struktur bieten, beispielweise sogenannte „Scheinwerfer“ bei Screencasts. Interviews boten die Möglichkeit, an die Erkenntnisse der Fragebogenerhebungen anzusetzen und tiefergehende Erkenntnisse zu erlangen: So wurde etwa festgestellt, dass die Studierenden die Übungen zu den Online-Tutorials nicht brauchen. Stattdessen setzten sie parallel beim Anschauen des Online-Tutorials die Inhalte in der zugehörigen Software um.
Über diese Mixed-Methode sind individuelle Einblicke in das Lernverhalten möglich. Zugleich entstehen quantifizierbare Daten zur Komplexität der Lernmaterialien, was zu optimal aufbereiteten Lernmaterialien und Lernräumen im Lern-Management-System führt. Bei OER.Digichem.NRW werden theoretische Erkenntnisse aus der bildungswissenschaftlichen Begleitung direkt bei der Produktion der OER-Materialien und Lernräume berücksichtigt.
„Wissenschaft und Praxis schließen sich somit nicht aus – im Gegenteil! Wissenschaftliche Erkenntnisse bieten das Fundament für gute und professionelle Lehr- und Lernmaterialien“, fasst Bert Zulauf zusammen. Wie geht es jetzt weiter? Noch bis Ende des Jahres wird der Selbstlernkurs „Softwarenutzung im (Chemie-)Studium“ stetig mit neuen Online-Tutorials, Übungen, Lösungsvideos und Quizzes erweitert. Natürlich werden die Produktionen auch danach verfügbar sein, auch universitätsübergreifend, getreu dem Motto: alles OER.
Hintergrund
Die heutige Generation Studierender wird häufig als „Digital Natives“ bezeichnet. Tatsächlich haben viele Studierende jedoch ein erhebliches Defizit, was den kompetenten Umgang mit digitalen Werkzeugen angeht. In der Chemie spielen diese Kompetenzen eine zentrale Rolle. Etwa bei fachspezifischer Software oder bei eher selten benötigten Features von Standardsoftware. OER.Digichem.NRW fördert entsprechende Kompetenzen gezielt. Zentraler Aspekt ist hierbei das Erstellen von interaktiven Videotutorials, die auf den Lernplattformen Ilias und Moodle bereitgestellt, flankierend in Lehrveranstaltungen eingeführt und dann modulübergreifend genutzt werden.